Quelle: Sächsische Zeitung, Dresden, den 18.08.2000 – SZ-Wandervorschlag

Das technische Denkmal eines Wasserwerkes

Riesengebirge: Entdeckungen in Rübezahls Riesengrund (Teil V)

Von Manfred Gärtner
Zusatzinformation über 03 51 / 4 71 48 02.

Wanderkarte 1:25 000, Krkonose vychod/ Ostriesengebirge vom Klub tschech-Touristen.

Wir hatten die nächste Spitzkehre nach der ehemaligen Bergschmiede erreicht (4,5 km – 1 075 m ü. NN, siehe SZ-Wandervorschlag vom 11. August).

Unten im Tal blicken wir auf eine Fläche aufgelassener Schächte, na dolecha (auf den Gruben) und drüben am Hang auf die drei Lawinenbahnen. Auf steilem, schwierigerem Wegestück sehen wir durchs Gebüsch Reste von Probeschürfungen wohl jüngeren Datums. Ein Wildwässerchen wird überschritten. Nach einem Podest mit "Freitreppe" beginnen Stufen. Linker Hand waren die sogenannten Erzgruben (Rudnik). Man sollte auf den Baumbewuchs achten. Der geschlossene Bergfichtenwald geht in der Seehöhe um 1 200 m in die Bergföhrenbestände über. Die Eberesche, die Karpatenbirke und einzelne meist vom Wind deformierte Fichten begleiten die sogenannte Latsche. Die Bergkieferbestände haben eine große wasserwirtschaftliche und bodenschützende Bedeutung, erfährt man im Nationalparkmuseum. Es zeigen sich Flaggenformen von Fichten bis zu drei Meter hoch bei verkrüppeltem Stamm.

Am rechten Wegesrand finden wir nun das einst recht bedeutungsvolle Vodarna (Wasserwerkchen) für die Schneekoppe (5,6 km – l 210 m) am Ausgang der Erzschlucht. Obwohl die Anlage bereits seit 1950 verfällt, lohnt sich ein Blick auf ihre Geschichte.

Noch vor rund 100 Jahren waren zwölf Träger zur Sommerszeit damit beschäftigt, täglich 400 Liter Wasser aus der "Zlaty pramen" (Goldquelle) am Rande, der Lomnicka (Lomnitz) in hölzernen 20-Liter-Fässern auf die Schneekoppe zu schleppen. Die Quelle lag jenseits des Kammes etwa 300 m hinter der ehemaligen Obri bouda (Riesenbaude). Im Winter wurde Schnee geschmolzen.

Wasserleitung entstand in nur vier Monaten

Mit zunehmendem Tourismus reichte das Wasser jedoch nicht mehr bzw. wurde zu teuer. Innerhalb von nur vier Monaten wurde daher hier das Wasserwerkchen samt Wasserleitung hinauf zu Koppe gebaut und am 15. September 1912 der Versuchsbetrieb erfolgreich aufgenommen. Das Wasser des in der Rudna rokle (Erzschlucht) herabstürzenden Rudny potok (Erz- oder Kiesgrabenbach) wurde mittels Dränage in drei aufeinander folgende, höhengestufte Becken geleitet und dann aus einer Höhe von 150 m in einem Rohr hier zur Düse der Pelton-Turbine (Freistrahlturbine) herabgelassen. Die Turbine trieb eine vertikal gelegene Kolbenpumpe an, die das Wasser durch eine 700 m lange Wasserleitung von 40 mm Durchmesser in das Reservoir-Becken (Hochbehälter) von 3 000 Liter Fassungsvermögen auf dem Dachboden der Ceska bouda (Böhmische Gipfelbaude) hinauf trieb.

Die Pumpe konnte täglich 2 000 bis 4 000 Liter Wasser fördern, wobei 70 Prozent des im Rudny potok vorhandenen Wassers dem Pumpenantrieb diente, während 30 Prozent hinauf transportiert wurden. Für den Fall des Wassermangels war ein – heute nicht mehr vorhandener – Dieselmotor von 6,5 PS installiert, der 30 Liter pro Minute schaffte. Die Wasserleitung bewältigte einen Höhenunterschied von 392 m und war durch Kork gegen Frost geschützt. Ab 1950 setzte der Verfall der Anlage ein.

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