Quelle: Sächsische Zeitung, Dresden, den 11.08.2000 – SZ-Wandervorschlag

Rastplatz an der ehemaligen Bergschmiede

Riesengebirge: Entdeckungen auf dem Weg durch Rübezahls Riesengrund (Teil IV)

Von Manfred Gärtner
Zusatzinformation über 03 51 / 4 71 48 02.

Wanderkarte 1:25 000, Krkonose vychod/ Ostriesengebirge vom Klub tschech-Touristen.

Wir verweilten noch beim Riesengrund-Kapellchen am Beginn der höchstgeschützten Stufe des Nationalparkes, der Zone I (3,4 km – 955 m ü. NN, siehe SZ-Wandervorschlag vom 04. August).

Kaum vorstellbar, dass auf dem zu begehenden Wege einst Lastenräger mit bis zu 100 Kilogramm im Frachtgestell (Leiterhocke) unterwegs waren, der letzte Lastenträger 1957! Um 1890 bezahlte man wohl für eine Trage mit zwei Trägern und einem Personengewicht bis 65 Kilogramm bei 15 Kilogramm Gepäck reichlich sechs Goldtaler. Die Taxe für einen Führer aus Petzer zur Schneekoppe und retour betrug fast drei Goldtaler. Zu Ehren der Opfer der Lawinenkatastrophe, den Mitlöhnern, wurde der Weg nach diesen benannt, später dann nach Kavina in Kavinova cesta (Kavina-Weg). In Gefahrenzeiten ist der Weg ab hier gesperrt.

Wir haben uns zum Aufstieg entschlossen und wandern bei der Kapelle halbrechts weiter. Am rechten Abhang überqueren wir die Bahn der Mure von 1897 und sehen links unten eine Hütte im Gebiet Nadolech (Auf den Gruben), zu denen vom Kapellchen der verbotene, geradehin führende Weg geht. Seit 1534 bestand Schürfrecht. Man vermutete Eisenerz, Kupfer und Arsen. Bis heute begegnen uns am Weg noch Schutthalden von Probeschürfungen. Die Erzvorkommen waren bald erschöpft, jedoch wurde in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts erneut nach Erzen gesucht. Von den im Zusammenhang mit der Erzverarbeitung entstandenen Hüttenbetrieben hat Pec auch seinen Namen, nämlich in der Übersetzung "Ofen".

Wir geraten so recht in Rübezahls Reich. Linker Hand haben wir auch einen Blick zum Dolni Upsky vodopad (Unterer Aupa-Wasserfall) und sollten nun an Hand der Darstellung auf der Wanderkarte versuchen, die beeindruckenden Naturgebilde richtig zuzuordnen. Sie zeigen sich vorwiegend links, also Richtung West, beim weiteren Aufstieg von Süd nach Nord: An der Studnicni hrana (Brunnbergkante) des Studnicni hora (Brunnberg – 1 554 m) befinden sich getrennt vom Rukavice (Handschuh) die Velka (Große) und Mala (Kleine) Studnicni jama (Brunnberggrube). Es folgen der querende Certuv hrebinek (Teufelshahnenkamm, Teufelsgrat – 1418 m) mit dem längs vorgelagerten Certova zahradka (Teufelsgärtchen) und der Certova rokle (Teufelsschlucht).

Inzwischen haben wir in vorwiegend bewaldetem Gelände zwei Wildbäche überschritten und eine Umkehre mit Rastplatz erreicht (4,2 km – 1 050 m). Das ist der Ort, wo bis 1979 die Kovarna (Bergschmiede) stand. Es war wohl das Huthaus, wo die Werkzeuge hergestellt, repariert und geschärft, also "gehütet" wurden. Unweit – beim verbotenen Weg – befindet sich der mit Gittern gesicherte Schacht "Schmiede" mit einer Teufe von 140 m. Auf historischen Ansichtskarten zeigt sich die Kovarna als "Gast- und Weinhaus". Byvaly – es war einmal! Uns rechts wendend wandern wir weiter ansteigend zur nächsten Kehre (4,5 km – 1 075 m). Hier schauen wir rechter Hand unbedingt ins Tal und zum gegenüberliegenden Hang!

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