Quelle: Sächsische Zeitung, Dresden, den 04.08.2000 – SZ-Wandervorschlag

Rund um die Bergkapelle

Riesengebirge: Unterwegs in Rübezahls Riesengrund (Teil III)

Von Manfred Gärtner
Zusatzinformation über 03 51 / 4 71 48 02.

Wanderkarte 1:25 000, Krkonose vychod/ Ostriesengebirge vom Klub tschech-Touristen.

Von der Bouda pod Snezkou (Baude unter der Schneekoppe – 3,1 km – 950 m ü. NN, siehe SZ-Wandervorschlag vom 28. Juli 2000) gelangen wir auf blauer Trasse zur nahen Riesengrundkapelle (3,4 km – 955 m ü. NN) beim ehemaligen Holztriftdamm. Mit der sogenannten "Klause" hatte man hier im 17. Jahrhundert bis Mitte 19. Jahrhundert bei Wassermangel ein entsprechendes Reservoir, um Baumstämme ins Tal zu flößen. Am Ende des eigentlichen Riesengrundes blicken wir auf eine nicht anstrengende Strecke mit 201 Meter Höhenunterschied auf 3,4 Kilometer zurück, das sind etwa 5,9 Prozent mittlere Steigung.

Das kleine Bergkapellchen wurde 1872 wahrscheinlich von Johannes Goder errichtet. In ihm findet der Betrachter heute eine ausführliche Dokumentation zur Naturkatastrophe am 29. Juli 1897. Wolkenbruchartiger Regen hatte das verwitterte Gestein mit dem vielen Wasser im Verhältnis eins zu eins gesättigt und eine fließende Erd- und Geröllmasse entstehen lassen, die vom Gipfel des Rosenberges bis zu dieser Kapelle in einer Länge von 750 Metern und einer Breite von 60 Metern als sogenannte Mure niederging.

Lawinen rasten in die Brunnberggrube

Sie zerstörte am rechten Hang einige Häuschen und begrub sieben Bergbewohner unter den Steinmassen. Zu den Toten der damals von Deutschen bewohnten Siedlung gehörten auch Angehörige der Familie Mitlöhner, bekannte Lastenträger. An der Stelle, wo die Mitlöhner-Hütte von der Schlammlawine hinweggefegt wurde, ließ Gräfin Emma Czernin-Morzin ein Steinkreuz auf einer Stelle mit den Namen der Opfer errichten. Auf der linken Seite sehen wir drei Schneelawinenbahnen, die den "weißen Tod" brachten. Schneelawinen rasten hier in der Mala Studnicni jama (Kleine Brunnberggrube) zu Tale. Im Mittelalter fand man dort auch die Gerippe umgekommener Schatzsucher. Im Februar 1962 verschob so eine Lawine das Kapellchen. Die Natur hat da schon manchen Wagehalsigen ereilt und lässt erahnen; wo die Grenzen menschlicher Möglichkeiten liegen.

Schauen wir zu den Höhen vor uns, kann man schon Bedenken bekommen, dort hinauf zu müssen: 445 Meter Höhenunterschied erwarten uns auf den nächsten 3,6 Kilometern zum Kamm, immerhin rund 12,4 Prozent Steigung, wobei der steilste Abschnitt etwa 20 Prozent aufweist. Es ist nicht so die Qualität des 1881 bis 1886 angelegten Weges, denn der wird instand gehalten und ist weiter oben mit Stufen versehen. Der ständige Anstieg macht zu schaffen. Es ist schon richtig, dass die Nationalparkverwaltung im Wanderfaltblatt P 1 schreibt: Und wenn Sie glauben. Sie würden in Einschätzung Ihrer Fähigkeiten den so anspruchsvollen Ausstieg aus dem Riesengrund nicht schaffen, dann müssen sie darüber nicht unglücklich sein. Auch von hier unten an der Kapelle kann man sich an der Schönheit des Riesengrundes erfreuen und schon zum Teil ersehen, was uns dann beim Aufstieg an Schauenswertem erwartet. Dazu sollte die Wanderkarte zur Hand genommen werden, aus der auch die Schneelawinenabgänge und Muren zu erkennen sind.

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